Rêve d’un Rêve (Adrienne, Aurelie, Sylvie)

Rêve d’un Rêve (Adrienne, Aurelie, Sylvie), 2018
three leporellos with boxes, mixed media on paper and colored paper on cardboard, book cloth, 29,7 x 21 cm, dimensions variable

Einen Schwerpunkt der künstlerischen Praxis Jörg Baiers bilden großformatige Zeichnungen oder Mischtechniken auf Papier. Mit dem zunehmenden Interesse an kleinen Formaten, arbeitet er immer wieder auch im Medium des Künstlerbuchs, das die Möglichkeit bietet, eine Intimität mit dem Betrachter zu entwickeln. Ihn fasziniert die Vorstellung eine „entfaltbare Welt“ zu öffnen, eine Welt, wie sie sich dem Lesenden oder dem im Atlas Blätternden öffnet.

Für die Ausstellung „Will Sohl – Artists‘ Books Reloaded“ entwirft er eine imaginäre Reise auf der Basis eines Textes aus dem 19. Jahrhundert, die er in drei Leporellos entwickelt. Die Leporellos lassen sich in verschiedene Richtungen auffalten, um den Aspekt der Bezüge und Rückbezüge der Bilder und der Motive zueinander hervorzuheben. Mit diesem formalen Mittel übersetzt Jörg Baier die Struktur und die Imaginationen von Gérard de Nervals literarischer Vorlage „Sylvie“ in ein visuelles Format. In Nervals Erzählung vermischen sich Erinnerung, Traum und in Jetzt-Zeit Erlebtes. Entsprechend begegnen die drei Frauenfiguren in der Erzählung, dem Protagonisten zu unterschiedlichen Zeiten, aber immer in der gleichen Landschaft. Marcel Proust war ein begeisterter Leser dieser Erzählung und sprach von einem „Rêve d’un rêve“, das für die Leporellos von Jörg Baier titelgebend ist.

Jörg Baier illustriert die literarische Vorlage nicht, sondern adaptiert die Grundstruktur. Es gibt einige Motive, die Bezug auf die Erzählung nehmen, aber ebenso Motive, die den Künstler schon länger beschäftigen, etwa die Mauer, der Mond, die Sonne, der Park, die Insel im See oder die Reise nach Kythera. Er wiederholt, variiert und verändert bestimmte Motive nur geringfügig in seinen Zeichnungen, sodass einige Motive auf mehreren Leporellos zu sehen sind.

Text von Stefanie Kleinsorge für die Ausstellung im Port 25 – Raum für Gegenwartskunst Mannheim